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9.November., 19.00 Uhr - 'Ich wand're durch Threresienstadt' - eine musikalische Lesung

30.09.2024

Anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht kommen das Bläserensemble OPUS 45 und der Schauspieler Roman Knižka am 9. November nach Halle und führen auf Einladung der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt ihr Programm über das Konzentrationslager Theresienstadt in der Marktkirche auf. Die Konzertlesung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Es war das Vorzeigelager der Nazis und sollte der Weltöffentlichkeit eine 'heile' Welt vorgaukeln: das Ghetto Theresienstadt. Trotz des alltäglichen Grauens gab es dort ein reges geistig-kulturelles Leben. Die musikalische Lesung „Ich wand’re durch Theresienstadt …“ erinnert an das unfassbare Leid, die Hoffnungen und die künstlerische Selbstbehauptung der im Lager Theresienstadt inhaftierten Jüdinnen und Juden. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Schicksal von Kindern und Jugendlichen.

Der bekannte Schauspieler Roman Knižka liest dabei aus Erinnerungen u.a. von Ruth Klüger, Zvi Cohen, Leo Strauss, Jana Renée Friesová, Helga Hošková-Weissová, Hannelore Brenner-Wonschick und Gerty Spies. 
Gedichte und Texte von Kindern und Jugendlichen, die in Theresienstadt inhaftiert waren, kommen ebenso zu Gehör wie Lyrik der als Kinderkrankenschwester arbeitenden Schriftstellerin Ilse Weber.

Das Bläserquintett OPUS 45 spielt dazu Kompositionen u.a. von Giuseppe Verdi und Bed?ich Smetana.
Dazu kommen Kompositionen von Pavel Haas, Hans Krása, Viktor Ullmann und Gideon Klein zu Gehör, die in Theresienstadt inhaftiert waren und von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Das Werk dieser Komponisten geriet nach Ende des Zweiten Weltkriegs lange Zeit in Vergessenheit.

Im Jahr 1941 errichtete die SS in der böhmischen Stadt Terezín das Lager Theresienstadt. Es diente bis 1945 als Gefängnis für 150.000 deutsche, österreichische, tschechische, später auch holländische und dänische Juden. Sie alle wurden zu Opfern der menschenverachtenden nationalsozialistischen Rassenideologie. Jeder vierte der in Theresienstadt inhaftierten Menschen starb dort, fast 90.000 wurden weiter in die Vernichtungslager wie das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Von den rund 15.000 Kindern, die nach Theresienstadt kamen, überlebten nur 132. Für Unzählige war der Ort ein „Vorhof der Hölle“.

Es scheint rückblickend kaum vorstellbar, dass sich in Theresienstadt trotz katastrophaler Lebensbedingungen, zermürbender Zwangsarbeit, ständigem Hunger, Krankheit und der allgegenwärtigen Todesangst ein reges kulturelles Leben entwickelte: Organisiert von den Inhaftierten gab es Vorträge, Theater- und Opernaufführungen, Kabarett, Jazzkonzerte sowie zahlreiche Kammermusikdarbietungen. Über 50 Mal wurde allein die Kinderoper „Brundibár“ des deutsch-tschechischen Komponisten Hans Krása aufgeführt. Vom Singen im Chor bis hin zur Gestaltung des Bühnenbilds wirkten Kinder und Jugendliche an der Inszenierung maßgeblich mit. Für junge Menschen war die künstlerische Betätigung und der Unterricht, den jüdische Künstlerinnen und Künstlern sowie Lehrkräfte im Lager organisierten, von großer Bedeutung. Beides enthob, zumindest für einen Augenblick, von den Grauen des Alltags. Wie vielfältig die Kreativität junger Menschen in Theresienstadt war, dokumentieren zahlreiche Texte, Gedichte und Zeichnungen.

Eine Veranstaltung der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt in Kooperation mit der Marktkirchengemeinde

Foto: Daniel Haeker


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